Das Knesebecker Ortswappen
Das Knesebecker Ortswappen schlägt fast 75 Jahre nach seiner Einführung immer noch Wellen
Was dem unbedarften Knesebecker bestimmt noch gar nicht aufgefallen sein dürfte:
Es existieren von dem Knesebecker Ortswappen zwei unterschiedliche Versionen.
Die eine zeigt im Schildfuß unter dem Einhorn eine silberne Welle (für den Knesebach), die andere Version gleich zwei Wellen (angeblich für Knesebach und Jönsbeck). Die Version mit den zwei Wellen wird sogar bei Wikipedia vorgestellt.
Welche ist aber nun die richtige Version?
Der Vorsitzende des Knesebecker Heimat- und Kulturvereins und passionierte Heimatforscher Matthias Rode hat hierzu einmal Recherchen angestellt:
In der Sitzung des Knesebecker Gemeindeausschusses vom 16.10.1946 heißt es zu TOP 6 der Sitzung:
„Nachdem vom Bürgermeister (W. Ohlrogg) das frühere Wappen von Knesebeck ausfindig gemacht worden ist, hat das Gemeindeausschussmitglied Lohrberg eine erste Zeichnung von diesem Wappen angefertigt.
Der Gemeindeausschuss beschließt einstimmig, die Genehmigung zur Führung dieses Wappens bei der Militärregierung nachzusuchen.“
In der Sitzung des Gemeinderates am 26.01.1948 heißt es zu TOP 10 der Sitzung (Gemeindewappen):
„Zu diesem Punkt wurde dem Gemeindedirektor (W. Ohlrogg) das Wort erteilt. Seine Ausführungen gingen dahin, dass der Beschluss vom 16.10.1946 zwecks Einführung eines Gemeindewappens nicht ausführlich genug ist. Insbesondere mangelt es an der notwendigen Begründung.
Es ist zweckmäßig, in der heutigen Sitzung dieser Forderung Rechnung zu tragen und erneut über diesen Punkt Beschluss zu fassen. Nach eingehender Aussprache wurde folgender Beschluss gefasst:
Zur nochmaligen Erhärtung des Beschlusses vom 16.10.1946 wird beschlossen, für die Gemeinde Knesebeck ein Ortswappen einzuführen. Als Wappen ist das Familienwappen des Geschlechts derer von dem Knesebeck vorgesehen. Dieses Geschlecht hat vor ungefähr 1.000 Jahren durch Anlage einer Wasserburg den Anlass zur Ansiedlung von weiteren Bewohnern und damit zur Gründung des Ortes gegeben. Seit etwa um 1300 herum ist von diesem Geschlecht ein Wappen bekannt, welches auf weißem oder silbernen Grund ein rotes springendes Einhorn zeigt.
Nachdem nun im Zuge der demokratischen Umgestaltung unseres Volks- und Staatslebens die Selbstverwaltung in den Gemeinden immer mehr gefestigt wird, ist es angebracht, dieses auch durch ein besonderes Symbol zum Ausdruck zu bringen. Der Gemeinderat ist aber nicht der Ansicht, dass nun von oben eine Gleichmacherei, wie es noch vor wenigen Jahren der Fall war, verfügt wird, sondern jede Gemeinde ihr eigenständiges Dasein durch Führung eines eigenen Wappens zum Ausdruck bringt.
Zu diesem Zweck greift die Gemeinde Knesebeck auf das vorherbeschriebene Wappen zurück und führt es als Ortswappen ein und benutzt die sich aus dem Wappen ergebenen Farben weiß und rot als Grundlage zu einer Ortsflagge.“
In der Sitzung des Gemeinderates am 10.11.1949 wurde die Genehmigung des Niedersächsischen Ministeriums des Innern vom 14.09.1949 verlesen, mit welcher der Gemeinde Knesebeck das Recht zur Führung eines eigenen Ortswappens verliehen wurde.
Bereits in einem Artikel des Isenhagener Kreisblatts vom Mai 1949 wurde „besonders vermerkt, dass der Entwurf des Wappens von dem Kunstmaler Ernst Elster stammt,“ nachdem die Gemeinde zur Beratung auch die Expertise eines studierten Heraldikers herangezogen hatte.
Nach Recherche in den alten Akten konnte ich anhand der bis zur Eingemeindung 1974 geltenden Hauptsatzung für die Gemeinde Knesebeck vom 31.05.1957 feststellen:
§ 2 Ortswappen:
Das Wappen der Gemeinde zeigt:
Rotes Einhorn in springender Stellung auf silbernem bzw. weißem Grunde. Es steht mit dem linken Hinterlauf auf einem blauen unten rund verlaufenden Schildfuß, welcher von einem breiten silbernen wellenförmigen Band durchzogen wird, welches den Knesebach symbolisiert, an dem Knesebeck liegt.
Auch Nachfragen bei noch lebenden Zeitzeugen, die im Gemeinderat waren, bestätigen diese Version mit nur einem Wellenband. Es ist auch kein späterer Ortsratsbeschluss (nach 1974) bekannt, wodurch das Wappen offiziell abgeändert worden wäre.
Demnach entspricht das offizielle Knesebecker Ortswappen der Version mit nur einem Wellenband.
Doch wie konnte es zu der zweiten Version kommen?
In Gesprächen mit dem Gründer einer Knesebecker Druckerei führte dieser aus, dass einer seiner ersten Aufträge für die damalige Gemeinde Knesebeck das Anbringen eines großen Ortswappens am Knesebecker Rathaus Ende der 1960er Jahre gewesen sei.
Aus diesem Anlass habe er die ihm vorgelegte Wappenvorlage etwas überarbeitet, in erster Linie, weil ihm das damalige Einhorn (siehe Bild-Nr. 1) etwas zu verhungert und nicht stark genug aussah. Dabei könnte es nach seinen Worten passiert sein, dass er aus optischen Gründen auch eine zweite Welle in dem blauen Schildfuß platziert habe (siehe Bild-Nr. 3).
Da sich dann sehr viele weitere Druckaufträge mit dem Ortswappen angeschlossen hatten, konnte sich das Wappen mit dem Doppelwellenband über die Jahrzehnte neben dem Original weiter ausbreiten.
Künftig sollte bei (genehmigter) Verwendung des Knesebecker Ortswappens allerdings das ursprüngliche, weil richtige Wappen, Verwendung finden (siehe Bild-Nr. 2).
Matthias Rode
Bild-Nr. 1
Bild-Nr. 2
Bild-Nr. 3